Nur wenige deutschsprachige Autoren haben ein so weltweites Echo gefunden wie Stefan Zweig. Übersetzt in zahllose Sprachen fällt sein Name als einer der ersten und meistgelesenen, wenn von deutscher Literatur des 20. Jahrhunderts die Rede ist. Mit „Casanova“, „Schachnovelle“ und anderen ausgewählten Texten verleiht ihm Ernst Jani Stimme und Gestalt.

Stefan Zweig, geboren 1881 in Wien, stammte aus einem großbürgerlichen jüdischen Elternhaus und begann schon während seiner Studienzeiten zu schreiben und zu veröffentlichen. Von 1919 bis 1934 lebte er in Salzburg, 1934 verließ er Österreich, nachdem die Salzburger Polizei – wohl nach einer Denunziation – im Haus des Pazifisten auf dem Kapuzinerberg nach Waffen des sozialdemokratischen Schutzbundes gesucht hatte, und emigrierte nach England und 1941 über die USA nach Brasilien. Schon im Mai 1933 waren seine Bücher in Berlin von den Nationalsozialisten als Bücher eines Juden verbrannt worden, erneut 1938 auf dem Residenzplatz in Salzburg, als die NS- Provinzbourgeoisie eine Bücherverbrennung veranstaltete. Als engagierter Intellektueller und überzeugter Pazifist trat er vehement gegen Nationalismus, Rassismus und Revanchismus ein. Die Zerstörung seiner geistigen Heimat Europa, die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Gräuel des Krieges, die ihm auch im Exil gegenwärtig waren, wurden für ihn schließlich unerträglich. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Lotte Altmann freiwillig aus dem Leben.

Giacomo Casanova (1725-1798), legendärer Schürzenjäger, Schriftsteller und Abenteurer gehörte zweifellos zu den schillerndsten Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Für Stefan Zweig ist dieser Lustmensch ein literarischer Glücksfall. Mit großem psychologischen Gespür und klarer, eleganter Sprache öffnet er die Tür zu längst vergangenen Zeiten voller Umbrüche und Entdeckungen.

In „Schachnovelle“ schildert Zweig die Begegnung zweier gegensätzlicher Menschen, an deren Beispiel die Gefährdung des humanistischen Geistes und der Kultur durch die faschistische Barbarei dargestellt wird. Dr. B., österreichischer Emigrant auf einem Passagierdampfer von New York nach Buenos Aires, tritt eher zufällig gegen den amtierenden Schachweltmeister an und besiegt seinen mechanisch routinierten Gegner mit verspielter Leichtigkeit. Doch das Schachspiel fördert Erinnerungen an den Terror seiner Inhaftierung im Nationalsozialismus zutage und reißt eine seelische Wunde wieder auf. Mit dem Gestapohäftling und Exilanten schuf Zweig eine Figur, die für das Schicksal Tausender Verfolgter steht. Dieses Thema entspricht der Verzweiflung Zweigs angesichts der kriegerischen Expansion des nationalsozialistischen Deutschland.

Foto: Sandra Pfeifer, Laufen an der Salzach

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